Berichte >> Erlebnisberichte >> wer berggeht, muss leidensfähig sein...
wer berggeht, muss leidensfähig sein...
Geschrieben von: styrian bastards   
Mittwoch, den 23. Januar 2008 um 12:17 Uhr

 

 Einst sagte ein Cacherguru: „Wer berggeht, muss leidensfähig sein.“ (Zitat gebu Ende)

In naiver Inkompetenz und maßloser Selbstüberschätzung habe ich diesen Satz damals abgetan...
... bis zu jenem schicksalhaften Tag ...

 

 

Aus der Menge der weiteren Cachetouren liest sich jene des Golden Eye ganz besonders sympathisch. Da man des Englischen mächtig sein muss erlaube ich mir die Übersetzung: Die Fähigkeit (mancher) Kleinstcacher sich mit auf die Suche zu begeben sei unbestritten. Es ist ein kleines Stück um dort hinzukommen wohin ihr zu gelangen sucht. Unterwegs muss man nur ein paar winzige Filmdoserl aus dem Fels kratzen. Im Winter, naja, jetzt seh ich‘s auch...ge

Am 28. Dezember im Jahre des Herren 2006 war es soweit und es zog uns auf den Berg. Leider nur anfangs auf den falschen, bis wir auf der Weinebene bemerkten: falscher Parkplatz. Also zurück um nach endloser Irrfahrt im letzten Winkel dieser Erde zu parken, die erste, rasch gefundene Dose stimmte wieder friedlich.

Schon recht spät, also Steigeisen rauf und los, eine Stunde später Eisen runter, Pflaster auf die Fersen rauf und weiter, ½ Stunde später Pflaster von den Fußsohlen kratzen, größeres Pflaster wieder auf die Fersen rauf und weiter um endlich den Wald hinter uns zu lassen... man gewöhnt sich dann an den Schmerz sobald die Nervenenden durchgescheuert sind (das dauert ca. weitere 3 Stunden).

Die Eindrücke bei Schnee und Sonne sind wunderbar, im Tal und durch Wald über scheinbar zu Stein gefrorene Riesenkristallwelten durch reine Luft, langsam höher bis zur ersten Weggabelung nach ca. 2 Stunden der Schiloipe folgend langsam über die Baumgrenze entlang eines sanften Rückens hinaus dem nächsten Punkt entgegen in ein flaches Tal in dem sich unser nächstes Ziel befinden sollte. Dieser wurde endlich erreicht, einfach zu finden... im Sommer jedenfalls.

Nicht weit vom Weg befand sich ein sehr verdächtiges Objekt, leider komplett zugeschneit, also ausgraben (Profiwerkzeug: Wanderstöcke), gefunden – nichts. Doch halt, dahinter könnte was Platz haben, gleich mal reingreifen – nichts. Na, vielleicht spüren wir’s nicht weil wir gerade mit bloßen Händen 5 Kubikmeter Schnee bewegt hatten (jeder von uns), der Stein davor geht auch nicht raus, der ist jetzt fällig. Also eine ¾ Stunde investiert um mit dem Stock einen Stein zu lösen, was uns letztendlich überraschenderweise gelang. Dahinter – ja, das Doserl, wirklich.

Kalt genug um ein längeres Verweilen zu verhindern ging‘s aus dem Tal raus und an der nächsten Felskuppe sahen wir endlich das Ziel vor Augen: die Goldhaube, einziger Makel: winzig klein = weit weg, die Sonne hatte gerade ihren Zenith überschritten, also bleibt noch Zeit.
An der nächsten Kuppe (einige Meter höher) noch immer winzig, das ging so über 3-4 Kuppen bis die Haube schon größer wurde, und dann nochmal über 5-6 Kuppen, half aber nix, bis plötzlich und erschöpft der Speik erklommen war.

Die ½-stündige Suche nach dem Speik-Cache brachte keinen Erfolg, nach 10 Kubikmeter Schnee fehlte der dann doch der Elan (den hatten wir eh schon an der 2. Stage bewiesen/verloren). Nach gefundener letzter Stage konnten wir endlich Gipfelfeeling genießen, so kurz vorm Sonnenuntergang einfach atemberaubend... vor Allem deshalb weil man an den Rückweg denkt. Also treten wir jenen ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang an.Doch diese Szenen sind den Aufwand wert, wenn die Abendsonne den Schnee erst pink, dann gelb und dann orange färbt, und unsere Schatten bis ins Tal hinunter reichen. Da bekommt man nicht nur Angst, man findet mit den letzten Sonnenstrahlen auch den langersehnten Cache.
Dann gibt’s nur noch Stirnbirn. ¼ Stunde später nochmal zurück: Navi vergessen, im Lande Mordor, wo die Schatten sind. Im Finstern machte die Wegfindung dank alter Schneeschuhspuren kaum Probleme, der Weg war meist recht eindeutig (oder wir sind uns glücklich verlaufen), nur die letzte Schneewehe wurde Bastard H fast zum Verhängnis als er trotz Eisen ausrutschte und schnelle 20 Meter zurücklegte, bis er das Ende erreichte, das bei Wechten von 1-2 Metern Höhe nicht unbedingt symphatischer Natur sein muss – runter auf die Wiese – haha.

Letztendlich, weitere 2 Stunden durch den Wald zurück (der gewachsen sein muss, so weit ging jede Erinnerung verloren), doch dann: wieder etwas Ahnung von Zivilisation, die wir heute noch zu sehen nicht mehr zu hoffen wagten: Auto. Es dauerte auch nicht lange bis wir alles verstaut hatten (eini, wurscht, gib her,... hätte nicht länger dauern dürfen sonst Tod durch erfrieren), dafür dauerte es bis die Kraxn endlich aus dem verschneiten Parkplatz rauskam, nicht lange jedoch – sagen wir in alternativer Zeitangabe – nur 30 Meter lang, dann hatten wir wieder zwangsgeparkt. 0,02 km/h sind bei Eisfahrbahn eben doch zu schnell – all unsere Hoffnung auf Wärme und all unsere Zuversicht heute noch Nahrung und Getränke in unsere geschundenen Körper flößen zu können – zunichte in Anbetracht der Tatsache dass der Traumträger 45° im Schneegraben steckte und nur noch Bäume beleuchtete.

Bloß 500 Meter weiter unten gab‘s sogar Handy-Empfang!, was uns den göttlichen Ruf nach gelben Engeln ermöglichte, mit dem Nachteil wieder in der Kälte zu warten bis jemand zurückruft während sich die anderen Beiden im Auto aufwärmen solange es noch ging (lang hatte es ja nicht Zeit warm zu werden). Kurz und bündig: eine optisch erschreckende (für mich als Besitzer jedenfalls) Herumreißaktion eines 4x4 Pick-ups des hiesigen Abschleppprofis entpuppte sich als Endlösung, das Auto hatte keinen Kratzer, im Gegensatz zu uns nicht mal Frostbeulen und brachte uns dann mir 0,01 km/h ins Tal, und in den Schoß der Zivilisation zurück wo ich zu Hause wieder die (großen) Pflasterl von den Sohlen kratzen konnte, dort wo sie die Blasen nicht stören konnten.

Das Resümee ist eine der schönsten Touren, den eindringlichsten Erlebnissen und den größten Blasen die ich bisher gekannt habe – sehr empfehlenswert, vor allem im Sommer, wo man keine 10 Stunden für die Runde braucht.

- styrian bastards -

 
 

Sponsoren

OutdoorKompetenzGeocaching-Shop und Garmin GPS Kompetenzzentrum